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5 Merkmale für Dentalphobie: Krank oder einfach nur ängstlich?

Wann wird bei der Angst die Stufe zur Krankheit überschritten? Diese Frage stellen sich viele Menschen, die unter Zahnarztangst leiden. Denn wirklich gern zum Zahnarzt geht wohl fast niemand. Aber wo liegen die Grenzen zwischen natürlicher Angst und pathologischer Panik?

Inhalt:

In bester Gesellschaft mit der Angst

Angststörungen gehören zu den häufigsten Krankheiten in Deutschland. Das sollten Sie wissen, und Sie sollten es bedenken, wenn Sie glauben sollten, mit ihrer Angst allein zu sein, ein Exot, sozusagen.

Sie teilen Ihre Angststörung also mit rund 12 Millionen Menschen, oder, anders gesagt: von 100 Menschen haben 15 eine Angststörung. Im Gegensatz zur „normalen“ Angst dominieren Angststörungen Menschen in erheblich drastischerem Maßstab. Beginnt sich die Angstspirale erst einmal zu drehen, ist es unmöglich, die Gedanken in eine andere Richtung zu bringen. Die Angst wächst innerlich an, sie wird größer, führt zu Panik und letztlich zur Lähmung.

Das bedeutet nicht, dass es keinen Ausweg gäbe. Im Zusammenhang mit der Dentalphobie können entsprechende Behandlungen beim Zahnarzt wirksam sein (zum Beispiel durch eine Vollnarkose), darüber hinaus kann auch eine Therapie helfen, die Angst in den Griff zu kriegen.

Doch zunächst sollten Sie wissen, ob Sie überhaupt von einer Angststörung betroffen sind. Dabei soll Ihnen dieser Artikel helfen.

Was ist eigentlich eine Phobie?

Dentalphobie gehört zu den Phobien, einen eigenen Platz darin hat sie aber (noch) nicht. Grundsätzlich gibt es drei spezifische Phobien, und womöglich erkennen Sie sich in der einen oder anderen wieder:

  • Soziale Phobien: Menschen mit dieser Form der Phobie meiden Situationen, in denen sie Menschen begegnen. Sie fürchten, abgelehnt zu werden oder sich zu blamieren.
  • Agoraphobie: Davon betroffene Menschen haben Angst vor bestimmten Orten. Sie befürchten, im Notfall keine Fluchtmöglichkeiten zu haben und meiden die Orte, die das betreffen könnte. Solche Orte sind größere Ansammlungen von Menschen, aber auch Reisesituationen oder größere Plätze.
  • Spezifische Phobien: Hiermit sind Ängste vor Spinnen gemeint, die Blut-Spritzen-Phobie, die Angst vor geschlossenen Räumen (Klaustrophobie) oder auch Flugangst.

Sie können sich aussuchen, welche Phobie im Zusammenhang mit Ihrer Zahnarztangst zu den genannten Phobien passt. Denn Überschneidungen gibt es häufig.

Merkmal 1 für eine Angststörung: Übermäßige Angst

Angst ist ein Ur-Instinkt. Und daher wichtig und wertvoll. Hätten die Menschen in früheren Zeiten keine Angst gehabt, wären sie sicher in Scharen zur köstlichen Beute von Raubtieren geworden. Einem Säbelzahntiger angstfrei zu begegnen, war damals keine gute Idee, Angst war also – entgegen anderslautender Empfehlungen für die heutige Zeit – ein guter Ratgeber.

Nun sind Säbelzahntiger heute kein Problem mehr, aber die Angst und die Vorsicht leisten auch heute noch wichtige Arbeit für uns. Sei es, um unbeschadet durch ein Gewitter zu kommen oder sicher über die Straße.

Ganz anders verhält es sich bei Angststörungen. Hierbei handelt es sich um eine übertriebene und irrationale Angst. Wobei „übertrieben“ ein sehr subjektiver Begriff ist, denn wer beispielsweise unter einer Spinnenphobie leidet, wird diese Panik nicht als übertrieben empfinden.

Angst folgt also nicht rationalen Überlegungen, wenn wir von Phobien sprechen, sondern einem ausgeprägten subjektiven Empfinden. Man kann dem Menschen mit der Spinnenphobie zwar sagen, dass von diesen Tieren in unseren Breiten kaum Gefahr ausgeht. Doch das wird an seinem Zustand nichts ändern. Und ebenso ist es bei Angstpatienten, denen man versichert, dass die Methoden der Zahnbehandlung heute sanft und weitgehend schmerzfrei sind. Was nützt es dem Gehirn, wenn es diese objektiven Informationen nicht entsprechend einordnen kann?

Merkmal 2 für eine Angststörung: Vermeidungsverhalten

Vermeidungsverhalten wird fälschlich oft als Bequemlichkeit oder Unzuverlässigkeit bezeichnet. Das mag in gewissen Situationen stimmen, nicht jedoch, wenn wir über Angststörungen sprechen. Denn hier wird mit allerlei Tricks und Kniffen versucht, der Angst machenden Situation aus dem Weg zu gehen.

So kann sich eine geplante Urlaubsreise enorm in die Länge ziehen, wenn eine Agoraphobie vorliegt. Es gibt halt immer Gründe, die Reise noch ein wenig zu verschieben. Oder eine Rede, die ein Mensch halten soll, wird aufgrund von „Heiserkeit“ oder ähnlichen Ausflüchten verschoben, wenn der betroffene Mensch unter einer Sozialphobie leidet.

Nicht viel anders verhält es sich bei der Dentalphobie, auch hier greift das Vermeidungsverhalten. Erste Anzeichen, die auf die Notwendigkeit eines Zahnarztbesuchs hinweisen, werden ignoriert oder als „nicht so schlimm“ abgetan. Daher kommt es dann auch, dass Angstpatienten meist erst in die Praxis gehen, wenn es wirklich gar nicht mehr anders geht.

Merkmal 3 für eine Angststörung: Körperliches Leid

Auch hier hilft ein Blick auf den Urmenschen, dessen Angst ja begründet und oft sogar lebensrettend war. Nicht anders ergeht es uns, wenn wir plötzlich feststellen, dass sich ein Einbrecher in der Wohnung befindet. Wir reagieren darauf auch mit körperlichen Symptomen, die nichts weiter sind als der Versuch, mit der Bedrohung klarzukommen. In diesem Fall also steht die Frage im Raum: Flüchten oder kämpfen?

Und so wird es niemanden überraschen, selbst schon einmal eines oder mehrere der folgenden Anzeichen an sich bemerkt zu haben:

  • starkes Zittern
  • Schweißausbrüche
  • Beklemmungsgefühle
  • Druck auf der Brust
  • kalte Füße
  • kalte Hände
  • Schwindelgefühle
  • ein trockener Mund
  • Übelkeit (bis hin zum Erbrechen)
  • Taubheitsgefühle
  • Stuhldrang
  • Harndrang
  • Kribbeln

Hinzu kommt im Falle von Menschen mit einer Angstphobie oft auch die sogenannte Depersonalisierung. Damit sind Gefühle von Unwirklichkeit gemeint, man scheint neben sich zu stehen, gar nicht in der Situation, sondern abseits davon.

Auch hier ist es nötig, die Unterscheidung zwischen einer tatsächlichen und einer „gefühlten“ Bedrohung zu betonen. Ebenso wichtig ist aber der dringende Hinweis, dass auch die gefühlte Bedrohung real ist, nämlich für den Betroffenen.

Merkmal 4 für eine Angststörung: Katastrophendenken und Kontrollverlust

Menschen mit Angststörungen neigen zwar auf der einen Seite zu Vermeidungsverhalten. Es gibt aber auch das andere Extrem: Katastrophendenken. Damit ist die Angst vor dem „worst case“ gemeint. Katastrophendenken beinhaltet sehr dunkle Gedanken, etwa, dass bei einer Operation der Betroffene stirbt. Oder dass man sich während einer Rede so sehr blamiert, dass der Ruf vollständig zerstört wird.

Mit dem Katastrophendenken einher geht die Angst vor Kontrollverlust. Wenn die Angst vor etwas so groß ist, dass im Kopf nur die schlimmsten Szenarien entstehen, fühlt man regelrecht körperlich, wie einem die Kontrolle über die Situation und die eigene Angst entgleitet.

Aus diesem Katastrophendenken wieder herauszukommen, erweist sich in vielen Fällen als völlig unmöglich. Und das führt uns zu Merkmal Nummer 5.

Merkmal 5 für eine Angststörung: Die Angst wird zur Normalität

Wird die Angststörung zur Normalität, liegt das meist daran, dass das Vermeidungsverhalten nicht mehr funktioniert. Im Fall der Dentalphobie liegen also etwa so starke Schmerzen vor, dass sich alles nur noch darum dreht.

Je schlimmer es wird, desto stärker breiten sich körperliche Symptome aus, das Katastrophendenken nimmt zu, die Bedrohung wird als so extrem wahrgenommen, dass die Gedanken sich nur noch um das Dunkle und Angst machende drehen.

Wenn dieser Punkt erreicht ist, wirkt sich die Angststörung so erheblich auf die Lebensqualität aus, dass weitere Folgen das Problem verstärken. So werden Menschen in dieser Phase oft von Depressionen gequält. Aber auch die übermäßige Einnahme von Medikamenten, Alkohol oder Drogen können zu Folgeschäden führen. Man will die Angst bekämpfen, indem man sie ausblendet, und da das Vermeidungsverhalten nicht mehr funktioniert, kommen Maßnahmen zum Tragen, die alles nur noch schlimmer machen.

Was Sie tun können, wenn Sie eine Angststörung haben

Da das Thema unserer Seite die Dentalphobie ist, versuchen wir gar nicht erst, Menschen mit anderen als der Dentalphobie zu beraten. Jede Phobie hat ihre Eigenarten, die man ernst nehmen sollte.

Aber wohl für alle Angststörungen gilt gleichermaßen, dass man sich früher oder später (im besten Fall: früher) der Situation stellen muss.

Im Falle der Dentalphobie ist der konsequenteste Ausweg die Vollnarkose . Was genau während dieser Vollnarkose passiert, erfahren Sie in dem verlinkten Artikel dazu. Auch die Frage, ob und wann die Krankenkassen die Kosten dafür übernehmen, werden in diesem Artikel angesprochen. Hier sei aber bereits vorweggenommen: Ohne ein Attest durch einen Psychiater (das Attest von einem Psychotherapeuten reicht nicht aus!) werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.

Vor der Vollnarkose gibt es viele weitere Möglichkeiten, mit der Dentalphobie zurecht zu kommen. Denkbar ist Hypnose, aber auch Lachgas, der Dämmerschlaf oder Entspannungstechniken können helfen.

Nicht zuletzt sollte sich aber jeder Mensch mit einer Dentalphobie überlegen, eine Therapie zu machen. Hier gibt es unterschiedliche Ansätze, die in der Vergangenheit oft sehr erfolgreich waren.

Und denken Sie bitte immer daran: Eine Angststörung ist kein „Fehler“ oder „Defizit“ Ihrer Persönlichkeit. Sie ist tragisch, hat viele Gründe (die meist in der Vergangenheit bzw. Kindheit liegen) und sagt nichts über den Wert eines Menschen aus.

Sie sind also wertvoll, und zwar uneingeschränkt. Ihre Angst gehört zu Ihnen, aber sie muss nicht bleiben. Bleiben Sie auf keinen Fall allein mit Ihrer Angst, sondern holen Sie sich Hilfe. Man kann mehr gegen Angststörungen tun, als Sie vielleicht denken.

Erfahrungsberichte

Nachrichten

Praxisalltag: Die Krux mit der Spritze

Wer Patienten mit Dentalphobie verstehen will, muss sich zunächst von zahlreichen eigenen Einschätzungen und Einstellungen verabschieden. Denn die Wahrnehmung von Menschen mit Zahnarztangst ist eine andere. Wer das weiß, ist einen großen Schritt weiter – und wird die Spritze mit neuen Augen betrachten.

Zahnhygiene und Kunst: Passt das zusammen?

Der Zahnarztbesuch ist immer wieder so ein Thema. Während die eine Personengruppe sich auf den Behandlungsstuhl setzt, als würde sie in einem Kinosessel Platz nehmen, bekommt die andere schon Panik, wenn sie auch nur an den Geruch einer Praxis denkt. Eine russische Künstlerin möchte auf das Thema Zahnhygiene aufmerksam machen und hat dazu sehr eigenwillige Skulpturen entworfen.

Spezialisten

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