Angstfrei durchs Leben
Ich hatte irgendwie schon immer Angst vor dem Zahnarzt. Das liegt auch daran, dass ich schon als Kind immer Stress mit meinen Zähnen hatte. Sie waren nämlich zu weich und brachen oft ab. Deshalb musste ich oft zum Zahnarzt. Das hat mir immer wahnsinnig viel Angst gemacht. Ich hab dann aufgehört, mich darum zu kümmern und das Problem ignoriert.
Jetzt hab ich den Salat. In meinem Mund sieht es wirklich übel aus und es müsste eigentlich sehr viel gemacht werden, ich weiß das auch. Dazu kommt, dass ich mich inzwischen richtig verstecke, weil ich mich nicht traue, mein Gebiss zu zeigen. Trotzdem krieg ich Panik, wenn ich daran denke, zum Zahnarzt zu gehen.
So war das bei mir.
Dann hab ich einen Termin bei einem Zahnarzt gemacht, der sich auf Patienten mit großer Angst spezialisiert hat. Ehrlich gesagt, vertraut hab ich dem erstmal nicht. Aber da mir klar war, dass was passieren muss, hab ich mich aufgerafft. Das kam auch daher, weil ich diese Momente zwischendurch habe. Also, ich bin dann in der Lage, das Problem zu erkennen und spüre irgendwie auch den Mut, etwas zu tun. Meistens verließ mich dieser Mut aber schnell wieder und alles war beim Alten.
Diesmal war es anders. Der Zahnarzt hat schnell gemerkt, dass ich skeptisch bin, das hat mir sehr gut gefallen. Er hat dann seine Assistentin aus dem Zimmer geschickt und meinte, dass wir uns jetzt erstmal unter vier Augen unterhalten. Klingt vielleicht wie eine Drohung, war es aber nicht und hat mir gut geholfen. Der Zahnarzt sprach dann also nur mit mir. Irgendwann fragte er mich, ob er mal einen Blick in meinen Mund werfen könnte. Da fühlte ich mich durch das Gespräch mit ihm schon relativ ruhig. Also ließ ich es zu.
Zusammen mit dem Zahnarzt habe ich rausgefunden, dass es gar nicht so sehr meine Angst ist, die das Problem ist. Sondern eher das Schamgefühl und die Peinlichkeit, wie meine Zähne aussehen. Er hat sich wirklich gut um mich gekümmert und sich viel Zeit für mich genommen. Schritt für Schritt hat er sich der ganzen Sache genähert und zwischendurch immer wieder mit mir gesprochen, mir Dinge erklärt, mich gefragt, wie es mir geht.
Tja, wie es mir geht? Heute viel, viel besser. Ich habe zwar noch ein paar Behandlungen vor mir, aber das Schlimmste habe ich überstanden. Dem Zahnarzt werde ich wohl ewig dankbar sein, denn er hat einen wirklich guten Job gemacht und macht den immer noch.
Nach meinem letzten Besuch bei ihm hab ich ihm gesagt, dass er niemals in Rente gehen darf, denn dann hab ich ein Problem. Er lachte nur und meinte wortwörtlich: „Selbst, wenn ich mal in Rente gehe, werde ich vorher einen anderen Zahnarzt finden, der Dich genauso gut behandelt wie ich das mache. Glaub mir, das wird dann meine letzte Amtshandlung sein.“
Ich glaube ihm. Diesem Mann glaube ich irgendwie alles.
Erfahrungsberichte
Ein Mann erzählt, dass ihm im Jugendalter von seinem Zahnarzt verdächtig viele Zähne gezogen wurden. Andere Behandlungsoptionen schienen für den Zahnmediziner keine Option zu sein. Der Betroffene leidet noch heute unter starker Zahnarztangst.
Alexander könnte als klassischer Fall bezeichnet werden. Durch seine Zahnarztangst war er schon jahrelang nicht mehr in einer Praxis. Als er sich dann durchgerungen hat, hatte er das Glück, zu einem Zahnarzt zu kommen, der empathisch auf seine Ängste eingegangen ist und die Behandlung nicht überstürzt hat.
Jana hat bei ihrem Zahnarztbesuch gleich zwei wichtige Erfahrungen gemacht. Zum einen hat sie festgestellt, dass Lachgas seinen Namen nicht der Eigenschaft des Lachens zu verdanken hat. Die beruhigende Wirkung hat sich aber positiv auf die Behandlung ausgewirkt. Und zum anderen ist Jana der festen Überzeugung, dass selbst die besten Methoden wirkungslos sind, wenn der Zahnarzt unsensibel ist.
Bei Max war es sein 50. Geburtstag, der ihn die Entscheidung treffen ließ, nun allen Mut zusammen zu nehmen und einen Zahnarzt aufzusuchen. Belohnt wurde sein Mut nicht, zumindest zunächst nicht. Max musste die Erfahrung machen, dass nicht jede Praxis, die vorgibt, auf Dentalphobie spezialisiert zu sein, das auch wirklich ist. Letztlich fand er aber die Praxis, die mit ihm vorsichtig genug umgehen konnte.
Wenn es ein Vorzeigebeispiel für ein Kindheitstrauma gibt, dann ist Petra sicher die beste Wahl. Sie kannte bis zu ihrem 10. Lebensjahr überhaupt keine Angst vorm Zahnarzt und wurde dann von einem Zahnmediziner so plump behandelt, dass sie von diesem Zeitpunkt an nicht mehr ohne Panik eine Praxis aufsuchen konnte. Sie musste bis zum 40. Lebensjahr warten, bevor sie einen Zahnarzt fand, der einfühlsam mit ihr umging.
Daniel hat erkannt, dass seine Zahnarztangst erheblichen negativen Einfluss auf sein Leben nimmt. Bei ihm war es weniger die Angst als vielmehr die Scham, die ihm das Leben schwergemacht hat. Er traute sich kaum noch unter Leute, weil ihm seine Zähne peinlich waren. Nachdem er sich aufgerafft hatte, zu einem feinfühligen Zahnarzt zu gehen, hat er ein völlig neues Lebensgefühl.
Bei Andrea liegt ein Teil des Problems in der Kommunikation. Oder besser: in der fehlenden Kommunikation. Sie hatte als junges Mädchen einen Zahnarztbesuch, der eine umfangreiche Behandlung zur Folge hatte. Doch reden wollte darüber niemand mit ihr.
Nachrichten
Wer Patienten mit Dentalphobie verstehen will, muss sich zunächst von zahlreichen eigenen Einschätzungen und Einstellungen verabschieden. Denn die Wahrnehmung von Menschen mit Zahnarztangst ist eine andere. Wer das weiß, ist einen großen Schritt weiter – und wird die Spritze mit neuen Augen betrachten.
Der Zahnarztbesuch ist immer wieder so ein Thema. Während die eine Personengruppe sich auf den Behandlungsstuhl setzt, als würde sie in einem Kinosessel Platz nehmen, bekommt die andere schon Panik, wenn sie auch nur an den Geruch einer Praxis denkt. Eine russische Künstlerin möchte auf das Thema Zahnhygiene aufmerksam machen und hat dazu sehr eigenwillige Skulpturen entworfen.