Ein neues Lebensgefühl
Keine Ahnung, wie lange ich nicht mehr beim Zahnarzt war. Kommen ein paar Jahre zusammen, soviel ist mal sicher. Aber dann ging es einfach nicht mehr, mein Zustand wurde echt immer übler. Also hab ich mal einen Zahnarzt angerufen, der behauptet, er kann gut mit Leuten, die große Angst haben.
Ich war aber erstmal skeptisch, denn ich hatte gehört, dass diese Drei-Termine-Sache wohl manchmal ziemlich ätzend abläuft. Da sollen Angstpatienten regelrecht abgezockt werden. Aber was solls, ich hatte ja keine Wahl.
Der erste Termin war ziemlich locker, auch wenn ich ganz bestimmt nicht locker war, wie man sich vorstellen kann. Aber dann wurde gar nichts gemacht, der Doc hat sich nur mit mir unterhalten. Nach ein paar Minuten wurde ich ein bisschen ruhiger. Dann wollte der Zahnarzt ein Röntgenbild machen. Da wurde mir gleich wieder mulmig, aber ich dachte, dass das ja nun nicht so wild ist. War es dann auch nicht. Danach erklärte mir der Zahnarzt, dass er jetzt Bescheid weiß, was er machen muss. Er gratulierte mir zu meinem Entschluss, zu ihm gekommen zu sein. Klingt vielleicht komisch, aber das hat mich irgendwie gefreut.
Vor dem zweiten Termin hatte ich richtig Angst, ich wusste ja, dass es ernst wird. Hab dann auch meine Freundin mitgenommen, denn ich kenne das ja von mir, wenn es hart auf hart kommt, such ich das Weite. Hab ich diesmal nicht gemacht!
Als ich reinkam in die Praxis, ließen sich die Leute da viel Zeit, was echt angenehm war. Die merkten natürlich, dass ich total durch den Wind war, kennen sich da aus, das ist klar. Also wurde alles ganz in Ruhe vorbereitet, mein Herzschlag normalisierte sich dann nach und nach wieder. An den Rest kann ich mich kaum noch erinnern.
Die Behandlung erfolgte unter Vollnarkose, ich bekam also nur noch mit, wie der Anästhesist beruhigend irgendwas zu mir sagte, dann war ich auch schon weg.
Vor dem dritten Termin hatte ich schon nicht mehr so viel Angst. Es hat sogar gereicht, mich in einen Dämmerzustand zu versetzen, echt jetzt, ohne Vollnarkose, das war für mich absoluter Rekord. Das Lebensgefühl ist seitdem ein völlig anderes. Ich fühle mich insgesamt besser, irgendwie gesunder, was ja auch stimmt. Ich kann nur jedem raten, diese Sache in Angriff zu nehmen. Und ich drücke allen die Daumen, dass sie einen guten Zahnarzt erwischen.
Erfahrungsberichte
Ein Mann erzählt, dass ihm im Jugendalter von seinem Zahnarzt verdächtig viele Zähne gezogen wurden. Andere Behandlungsoptionen schienen für den Zahnmediziner keine Option zu sein. Der Betroffene leidet noch heute unter starker Zahnarztangst.
Alexander könnte als klassischer Fall bezeichnet werden. Durch seine Zahnarztangst war er schon jahrelang nicht mehr in einer Praxis. Als er sich dann durchgerungen hat, hatte er das Glück, zu einem Zahnarzt zu kommen, der empathisch auf seine Ängste eingegangen ist und die Behandlung nicht überstürzt hat.
Jana hat bei ihrem Zahnarztbesuch gleich zwei wichtige Erfahrungen gemacht. Zum einen hat sie festgestellt, dass Lachgas seinen Namen nicht der Eigenschaft des Lachens zu verdanken hat. Die beruhigende Wirkung hat sich aber positiv auf die Behandlung ausgewirkt. Und zum anderen ist Jana der festen Überzeugung, dass selbst die besten Methoden wirkungslos sind, wenn der Zahnarzt unsensibel ist.
Bei Max war es sein 50. Geburtstag, der ihn die Entscheidung treffen ließ, nun allen Mut zusammen zu nehmen und einen Zahnarzt aufzusuchen. Belohnt wurde sein Mut nicht, zumindest zunächst nicht. Max musste die Erfahrung machen, dass nicht jede Praxis, die vorgibt, auf Dentalphobie spezialisiert zu sein, das auch wirklich ist. Letztlich fand er aber die Praxis, die mit ihm vorsichtig genug umgehen konnte.
Wenn es ein Vorzeigebeispiel für ein Kindheitstrauma gibt, dann ist Petra sicher die beste Wahl. Sie kannte bis zu ihrem 10. Lebensjahr überhaupt keine Angst vorm Zahnarzt und wurde dann von einem Zahnmediziner so plump behandelt, dass sie von diesem Zeitpunkt an nicht mehr ohne Panik eine Praxis aufsuchen konnte. Sie musste bis zum 40. Lebensjahr warten, bevor sie einen Zahnarzt fand, der einfühlsam mit ihr umging.
Daniel hat erkannt, dass seine Zahnarztangst erheblichen negativen Einfluss auf sein Leben nimmt. Bei ihm war es weniger die Angst als vielmehr die Scham, die ihm das Leben schwergemacht hat. Er traute sich kaum noch unter Leute, weil ihm seine Zähne peinlich waren. Nachdem er sich aufgerafft hatte, zu einem feinfühligen Zahnarzt zu gehen, hat er ein völlig neues Lebensgefühl.
Bei Andrea liegt ein Teil des Problems in der Kommunikation. Oder besser: in der fehlenden Kommunikation. Sie hatte als junges Mädchen einen Zahnarztbesuch, der eine umfangreiche Behandlung zur Folge hatte. Doch reden wollte darüber niemand mit ihr.
Nachrichten
Wer Patienten mit Dentalphobie verstehen will, muss sich zunächst von zahlreichen eigenen Einschätzungen und Einstellungen verabschieden. Denn die Wahrnehmung von Menschen mit Zahnarztangst ist eine andere. Wer das weiß, ist einen großen Schritt weiter – und wird die Spritze mit neuen Augen betrachten.
Der Zahnarztbesuch ist immer wieder so ein Thema. Während die eine Personengruppe sich auf den Behandlungsstuhl setzt, als würde sie in einem Kinosessel Platz nehmen, bekommt die andere schon Panik, wenn sie auch nur an den Geruch einer Praxis denkt. Eine russische Künstlerin möchte auf das Thema Zahnhygiene aufmerksam machen und hat dazu sehr eigenwillige Skulpturen entworfen.