Wenn es nicht so schlimm ist: Wege zur Entspannung beim Zahnarzt

Düfte gegen die Angst
Oft beginnt es beim Geruch. Der ist sehr speziell bei Zahnärzten, und Menschen mit Zahnarztangst können schon diesen eigenartigen Duft kaum ertragen. Mit diesem Thema hat sich die Universität Witten/Herdecke beschäftigt und Studien durchgeführt. Die Teilnehmer war Patienten und Zahnärzte, die den Warteraum der Praxis mit Lavendel- und Orangenduft präpariert haben. Die Raumbeduftung zeigte erstaunliche Wirkung, denn der Stresspegel der wartenden Patienten sackte deutlich ab, nachdem sie eine Weile im Wartezimmer saßen. Und selbst die dann folgende Behandlung verlor für viele Teilnehmer ihren Schrecken. Nun riecht (leider) nicht jede Praxis nach Orangen oder Lavendel. Aber wer ein Taschentuch mit diesen Düften beträufelt, kann darauf hoffen, dass die Angst einer gewissen Entspannung weicht.
Zarte Noten zur Entspannung
Auch Musik kann eine entspannende Wirkung haben, insbesondere die sogenannte „Wingwave-Musik“. Sie zu hören, löst innerlichen Stress und trägt auch zur Beruhigung während der Behandlung bei. Am besten wirkt Wingwave, wenn Sie damit eine Woche vor dem eigentlichen Termin beginnen. Sie werden wahrscheinlich entspannter einschlafen und nachts nichts von Ängsten geplagt aufwachen. Während der Behandlung hat die entspannende Musik den Vorteil, dass typische Geräusche der Praxis übertönt werden. Alleine das kann schon ein Segen sein.
Angst vor Spritzen? Augen zu und durch!
Sie meinen, das sei ein bisschen billig? Das ist nachvollziehbar, aber die Angst vor Spritzen hängt stark mit dem visuellen Reiz zusammen. Vielen Menschen geht es so, dass die Spritzenangst in erster Linie auftritt, wenn sie die Spritze sehen. Das haben Studien des UKE Hamburg herausarbeiten können. Assoziationen beim Anblick einer Spritze sind zum einen eine negative Erwartungshaltung und zum anderen ein subjektiv erstarktes Gefühl der Schmerzwahrnehmung. Augen zu und durch ist also nicht so absurd, wie es scheint.
Gehen Sie progressiv an die Behandlung heran
Entspannung ist immer gut. Aber jeder Mensch mit Zahnarztangst kann ein Lied davon singen, dass genau das nicht funktioniert, wenn die Gedanken an die Behandlung den Kopf dominieren. Einen Versuch wert ist dennoch die Progressive Muskelentspannung, kurz: PMR. Bei dieser Form der gezielten Entspannung lernen Patienten, bewusst bestimmte Regionen anzuspannen bzw. zu entspannen. Dadurch können nicht nur Verkrampfungen bekämpft werden, als zusätzlicher Effekt wird dem Gehirn vermittelt, dass keine Gefahr besteht und es keine Angst haben muss. PMR wird übrigens auch oft mit Wingwave-Musik verbunden, um den Entspannungsfaktor weiter zu erhöhen.
Erfahrungsberichte
Ein Mann erzählt, dass ihm im Jugendalter von seinem Zahnarzt verdächtig viele Zähne gezogen wurden. Andere Behandlungsoptionen schienen für den Zahnmediziner keine Option zu sein. Der Betroffene leidet noch heute unter starker Zahnarztangst.
Alexander könnte als klassischer Fall bezeichnet werden. Durch seine Zahnarztangst war er schon jahrelang nicht mehr in einer Praxis. Als er sich dann durchgerungen hat, hatte er das Glück, zu einem Zahnarzt zu kommen, der empathisch auf seine Ängste eingegangen ist und die Behandlung nicht überstürzt hat.
Jana hat bei ihrem Zahnarztbesuch gleich zwei wichtige Erfahrungen gemacht. Zum einen hat sie festgestellt, dass Lachgas seinen Namen nicht der Eigenschaft des Lachens zu verdanken hat. Die beruhigende Wirkung hat sich aber positiv auf die Behandlung ausgewirkt. Und zum anderen ist Jana der festen Überzeugung, dass selbst die besten Methoden wirkungslos sind, wenn der Zahnarzt unsensibel ist.
Bei Max war es sein 50. Geburtstag, der ihn die Entscheidung treffen ließ, nun allen Mut zusammen zu nehmen und einen Zahnarzt aufzusuchen. Belohnt wurde sein Mut nicht, zumindest zunächst nicht. Max musste die Erfahrung machen, dass nicht jede Praxis, die vorgibt, auf Dentalphobie spezialisiert zu sein, das auch wirklich ist. Letztlich fand er aber die Praxis, die mit ihm vorsichtig genug umgehen konnte.
Wenn es ein Vorzeigebeispiel für ein Kindheitstrauma gibt, dann ist Petra sicher die beste Wahl. Sie kannte bis zu ihrem 10. Lebensjahr überhaupt keine Angst vorm Zahnarzt und wurde dann von einem Zahnmediziner so plump behandelt, dass sie von diesem Zeitpunkt an nicht mehr ohne Panik eine Praxis aufsuchen konnte. Sie musste bis zum 40. Lebensjahr warten, bevor sie einen Zahnarzt fand, der einfühlsam mit ihr umging.
Daniel hat erkannt, dass seine Zahnarztangst erheblichen negativen Einfluss auf sein Leben nimmt. Bei ihm war es weniger die Angst als vielmehr die Scham, die ihm das Leben schwergemacht hat. Er traute sich kaum noch unter Leute, weil ihm seine Zähne peinlich waren. Nachdem er sich aufgerafft hatte, zu einem feinfühligen Zahnarzt zu gehen, hat er ein völlig neues Lebensgefühl.
Bei Andrea liegt ein Teil des Problems in der Kommunikation. Oder besser: in der fehlenden Kommunikation. Sie hatte als junges Mädchen einen Zahnarztbesuch, der eine umfangreiche Behandlung zur Folge hatte. Doch reden wollte darüber niemand mit ihr.
Nachrichten
Wer Patienten mit Dentalphobie verstehen will, muss sich zunächst von zahlreichen eigenen Einschätzungen und Einstellungen verabschieden. Denn die Wahrnehmung von Menschen mit Zahnarztangst ist eine andere. Wer das weiß, ist einen großen Schritt weiter – und wird die Spritze mit neuen Augen betrachten.
Der Zahnarztbesuch ist immer wieder so ein Thema. Während die eine Personengruppe sich auf den Behandlungsstuhl setzt, als würde sie in einem Kinosessel Platz nehmen, bekommt die andere schon Panik, wenn sie auch nur an den Geruch einer Praxis denkt. Eine russische Künstlerin möchte auf das Thema Zahnhygiene aufmerksam machen und hat dazu sehr eigenwillige Skulpturen entworfen.