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Lachgas bei Dentalphobie: Weder Wundermittel noch Teufelszeug

Wenn man die Suchmaschine seiner Wahl „anwirft“ und den Suchbegriff „ Lachgas“ eingibt, wird man über eine Vielzahl von Informationen stolpern. Von einem Suizidversuch im Jahre 1953, den eine unter dem Einfluss von Lachgas stehende Frau verübte, bis hin zu Lobgesängen, die Lachgas als frei von Nebenwirkungen und bestens geeignet für Angstpatienten anpreisen.

Da die Wahrheit, wie so oft, in der Mitte liegt, soll an dieser Stelle sowohl mit der Heroisierung als auch mit der Verteufelung aufgeräumt werden.

Inhalt:

  • Was ist Lachgas?
  • Wie Lachgas wirkt
  • Vorteile und Nachteile von Lachgas
  • Lachgas versus Sedierung – was ist besser für Angstpatienten?
  • Fazit

Was ist Lachgas?

Lachgas steht für Distickstoffmonoxid, Stickoxydul bzw. N2O. In den USA ist dieses Gas sehr weit verbreitet, und auch hierzulande hat es einen gewissen Erfolgsweg hinter sich bringen können. Ein Ende dieser Entwicklung zeichnet sich derzeit nicht ab.

Im Falle der Zahnbehandlung wird ein Lachgas-Sauerstoffgemisch verwendet, das dem Patienten über eine Maske zugeführt wird. Lachgas wirkt sehr schnell, es kommt kaum zu Verzögerungen, nachdem das Gas verabreicht wurde. Zudem lässt es sich durch moderne Geräte sehr genau dosieren.

Wie Lachgas wirkt

Wenn das Lachgas über die Maske eingeatmet wird, entsteht dabei keinerlei Geruch. Allerdings gibt es Masken, die ihrerseits mit Duftnoten versehen sind. Im Vordergrund des Lachgases steht die Entspannung. Die wiederum führt zu einer beruhigenden und von Angst befreienden Wirkung.

Lachgas hat noch eine weitere Eigenschaft, die der Zahnbehandlung zugutekommt. Es unterdrückt nämlich Würgereiz, der häufig vorkommt, wenn etwa Abdrücke von Bereichen im Mund gemacht werden.

Wichtig ist aber auch der Hinweis darauf, wie Lachgas nicht wirkt. Denn es handelt sich um keine Narkose. Wer also mit Lachgas behandelt wird, bleibt bei vollem Bewusstsein, auch wenn sich die Wahrnehmung verändert und Angst spürbar reduziert werden kann. Diese Tatsache hat den Vorteil, dass mit dem Ende der Vergabe des Gases die Wirkung nahezu ebenso schnell verfliegt wie sie eingesetzt hat.

Vorteile und Nachteile von Lachgas

Da es hier weder um eine Verteufelung noch um die Heroisierung von Lachgas gehen soll, schauen wir uns die Vor- und die Nachteile einmal etwas genauer an:

Vorteile

Nachteile

Beruhigend, entspannend und angstlösend

Hin und wieder kann es zu Übelkeit kommen

Das Schmerzempfinden wird verringert

Der Erfolg kann nicht garantiert werden

Der Würgereiz wird unterdrückt

Nicht überall wird Lachgas angeboten

Wenig Nebenwirkungen, geringes Risiko

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in aller Regel die Kosten nicht

Keine Narkose, man ist voll ansprechbar

Die volle Ansprechbarkeit kann für Angstpatienten auch als Nachteil empfunden werde

Keine Benommenheit, man ist sofort nach der Behandlung wieder einsatzfähig

 

Man kann parallel dazu orale Sedativa einsetzen

Die Risiken scheinen vernachlässigt werden zu können, aber dennoch soll die Liste möglicher Nebenwirkungen hier vervollständigt werden:

  • Es kann zur behinderten oder eingeschränkten Nasenatmung kommen
  • Belüftungsstörungen des Mittelohrs oder eine Mittelohrentzündung sind denkbar
  • Es ist möglich, gravierende Störungen von Verhalten oder Persönlichkeit zu erfahren
  • Denkbar sind Erkrankungen wie Ileus, MS, COPD – chronisch-obstruktive Bronchitis, Pneumothorax oder Lungenemphysem
  • Möglich ist Folsäure-Mangel oder Vitamin-B12-Mangel
  • In der Schwangerschaft sollte Lachgas besonders ausführlich mit dem behandelnden Arzt besprochen werden

Diese Aufzählung mag vielleicht dazu führen, sich von der Option des Lachgases zu distanzieren. Allerdings ist sie vergleichbar mit demBeipackzettel eines an sich eher harmlosen Medikamentes, der ebenfalls voll ist mit möglichen Nebenwirkungen und Risiken.

Zusammenfassung: Wie bereits oben gesagt: Weder die Verteufelung noch die Heroisierung ist das beste Mittel, wenn man sich mit Lachgas beschäftigt. Eine nüchterne Betrachtung hilft in jedem Fall, und neben den Chancen ist es wichtig, auch Gefahren nicht auszublenden.

Lachgas versus Sedierung und Narkose – was ist besser für Angstpatienten?

Die Frage, die sich für Menschen mit Dentalphobie stellt, ist denkbar einfach: Kann Lachgas im Falle von Angstpatienten eine sinnvolle Alternative zur Sedierung oder zur Vollnarkose sein? Bevor wir uns mit der Definition von Narkose und Sedierung beschäftigen, zunächst ein Hinweis für Angstpatienten.

Lachgas kann eine gute Methode sein, um die Zahnbehandlung für Angstpatienten erträglich zu machen. Allerdings muss man betonen, dass das längst nicht immer der Fall ist. Da es nicht „den“ Angstpatienten gibt, muss man differenzieren. Wenn etwa die Grenze zwischen Dentalphobie und Unwohlsein kaum zu ziehen ist, kann die Behandlung mit Lachgas erfolgreich sein. Menschen, auf die das zutrifft, sind aber eher keine „echten“ Angstpatienten.

Ist die Angst dagegen übermäßig ausgeprägt (und das ist sie bei Menschen mit Dentalphobie), kann man zum Lachgas nur sehr eingeschränkt raten. Da das volle Bewusstsein erhalten bleibt, wächst damit einhergehend auch die Gefahr, dass die panische Angst die Wirkung des Lachgases relativiert oder gänzlich ausschaltet.

Nun aber zum Unterschied zwischen der Sedierung und der Vollnarkose. Häufig wird beides in einem Atemzug genannt, doch es gibt einen gravierenden Unterschied. Bei der Sedierung befindet sich der Patient in einer Art Dämmerzustand bzw. -schlaf. Sämtliche Körperfunktionen sind aber normal verfügbar. Ein sedierter Patient atmet ruhig und normal, er bekommt aber dennoch nur sehr wenig mit. Auf der anderen Seite lässt er sich leicht wieder aus seinem Zustand befreien, wenn die Zufuhr des Sedierungsmittels beendet wird.

Ganz anders bei der Vollnarkose. Hier befindet sich der Patient in einem Zustand, bei dem auch die Körperfunktionen eine Veränderung erfahren, die Atemfunktion muss also beispielsweise durch einen Anästhesisten überwacht werden. Zudem kann der Patient nicht „einfach so“ wieder aufgeweckt werden, sondern erst, wenn die Zeit vergangen ist, die das Narkosemittel wirkt.

Zusammenfassung: Lachgas kann bei Menschen mit Dentalphobie nur in einer überschaubaren Zahl von Fällen als sinnvoll erachtet werden . Da die Angst vor dem Zahnarzt sehr ausgeprägt ist, kann sich die entspannende Wirkung des Lachgases häufig nicht so entfalten, dass eine problemlose Behandlung möglich wäre.

Fazit

Es gibt wohl kein Medikament auf der Welt, das frei von Nebenwirkungen wäre (es sei denn, es ist auch frei von sonstigen Wirkungen). Dennoch lässt sich festhalten, dass Lachgas nur wenige Nebenwirkungen zeigt, und selbst die werden nur selten beobachtet. Das ist zweifelsfrei eine gute Nachricht.

Für Menschen mit einer ausgeprägten Dentalphobie aber bietet sich Lachgas eher nicht an, um sich der bevorstehenden Behandlung gewachsen zu fühlen. Im Gegeneinander von Entspannung (durch Lachgas) und Anspannung (durch die Angst) gewinnt oftmals die Angst.

Dennoch sollte man Lachgas nicht kategorisch ablehnen, denn letztlich ist immer der Einzelfall entscheidend. Was bei Patient A womöglich überhaupt nicht funktioniert, schlägt bei Patient B unter Umständen an.

Es lohnt sich also für Menschen mit Dentalphobie, sich mit der Behandlung mit Lachgas zu beschäftigen. Die Nebenwirkungen und Risiken müssen aber entsprechende Beachtung finden.

Nähere Auskünfte und weitere Informationen zu eigenen Situation sollte unbedingt mit dem Zahnarzt besprochen werden.

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