Zahnarzt und Therapie unter einem Dach: ein Beispiel
Die Zahnärztin Dr. Christina Kruse macht in ihrer Praxis in Dortmund das, was andere für „irgendwann mal“ in Betracht ziehen: Sie arbeitet mit Fachleuten zusammen, die sich die Behandlung mit Hypnose spezialisiert haben. Frau Dr. Kruse sieht sich selbst ganz uneigennützig „nur“ als das i-Tüpfelchen, das eine Reihe von Vorarbeiten und Kooperationen krönt. Deshalb spricht sie fast liebevoll von den Fachleuten in ihrer Nähe von „Helferleins“. Das Vorgehen sieht folgendermaßen aus:

- Es beginnt mit dem Anruf des Patienten. Und schon hier zeigt sich oft, dass es sich dabei um einen Menschen mit großer Angst handelt. Man hört bereits am Telefon, ob der Anruf selbst eine Belastung darstellt.
- Es kommt zur Terminvereinbarung. Dieser erste Termin ist nur ein Gesprächstermin, bei dem über mögliche Kontrolle der Zähne, des Zahnfleisches oder über Röntgendiagnostik gesprochen wird. Der Patient weiß nach dem Telefonat, dass bei seinem Erscheinen in der Praxis noch nichts gemacht wird. Das ist überaus wichtig, da sonst die Gefahr besteht, dass der Patient nicht zum Termin erscheint.
- Nun geht es darum, mit dem Patienten die möglichen Optionen zu besprechen, also ob er eine Vollnarkose wünscht, ein Dämmerschlaf ausreicht oder er mit Hilfe einer Hypnose behandelt werden möchte.
- In der nun folgenden Besprechung wird es konkret, wobei der Patient sich nach wie vor in einer angenehmen und wertschätzenden räumlichen wie persönlichen Beziehung befinden muss. Die Fragen lauten nun, welche ästhetischen Vorstellungen der Patient hinsichtlich seiner Zähne hat, aber auch, wie es um das Budget bestellt ist. Dieser Punkt darf keinesfalls vernachlässigt werden, denn die Krankenkassen zahlen längst nicht alle Behandlungen, Hypnose oder Zahnreinigung sind beispielsweise ausgenommen. Der Patient braucht also eine „Hausnummer“, was er selbst für die Behandlung zahlen muss. Das ist nicht nur eine Frage der Ehrlichkeit seitens der Zahnärztin, sondern auch eine der Seriosität. Nicht selten ergibt sich während der Budgetbesprechung, dass der Patient eine Zusatzversicherung hat, die weitere Teile der Behandlung übernehmen kann.
- An diesem Punkt geht es um die Vereinbarung weiterer Termine, bei denen dann gegebenenfalls auch Kollegen zum Einsatz kommen, deren Fachgebiete die Narkose oder die Hypnose sind. Weitere Terminabsprachen sind an diesem Punkt in aller Regel bereits recht unkompliziert, da der Patient Vertrauen gefasst hat und sich im Prozess gut aufgehoben fühlt.
- Der Abschluss ist für alle Beteiligten eine schöne Sache. Der Patient freut sich über sein neues Lächeln, er entwickelt ein völlig neues Lebensgefühl, selbst die Beziehung zum Partner, der Familie oder Freunden rückt in ein komplett neues Licht.
Frau Dr. Kruse hat mit dieser Herangehensweise sehr gute Erfahrungen gemacht und legt Wert auf die persönliche Betreuung: „Wir versuchen das Ganze recht individuell zu gestalten. Manche Patienten wollen beim ersten Termin nur sprechen. Manche auch direkt nachschauen lassen. Der Vorteil bei der Durchsicht und ggf. Röntgen ist, dass ich genauer über die notwendigen Behandlungen informieren kann.“
Die Zahnärztin weiß, wovon sie spricht, denn sie hat viel Erfahrungen mit Angstpatienten und weiß, wie sie mit ihnen umgehen muss. Die Patienten danken es ihr – regelmäßig auch mit Blumensträußen und ähnlichen Präsenten, die die Zahnärztin zum Lächeln bringen.
Erfahrungsberichte
Ein Mann erzählt, dass ihm im Jugendalter von seinem Zahnarzt verdächtig viele Zähne gezogen wurden. Andere Behandlungsoptionen schienen für den Zahnmediziner keine Option zu sein. Der Betroffene leidet noch heute unter starker Zahnarztangst.
Alexander könnte als klassischer Fall bezeichnet werden. Durch seine Zahnarztangst war er schon jahrelang nicht mehr in einer Praxis. Als er sich dann durchgerungen hat, hatte er das Glück, zu einem Zahnarzt zu kommen, der empathisch auf seine Ängste eingegangen ist und die Behandlung nicht überstürzt hat.
Jana hat bei ihrem Zahnarztbesuch gleich zwei wichtige Erfahrungen gemacht. Zum einen hat sie festgestellt, dass Lachgas seinen Namen nicht der Eigenschaft des Lachens zu verdanken hat. Die beruhigende Wirkung hat sich aber positiv auf die Behandlung ausgewirkt. Und zum anderen ist Jana der festen Überzeugung, dass selbst die besten Methoden wirkungslos sind, wenn der Zahnarzt unsensibel ist.
Bei Max war es sein 50. Geburtstag, der ihn die Entscheidung treffen ließ, nun allen Mut zusammen zu nehmen und einen Zahnarzt aufzusuchen. Belohnt wurde sein Mut nicht, zumindest zunächst nicht. Max musste die Erfahrung machen, dass nicht jede Praxis, die vorgibt, auf Dentalphobie spezialisiert zu sein, das auch wirklich ist. Letztlich fand er aber die Praxis, die mit ihm vorsichtig genug umgehen konnte.
Wenn es ein Vorzeigebeispiel für ein Kindheitstrauma gibt, dann ist Petra sicher die beste Wahl. Sie kannte bis zu ihrem 10. Lebensjahr überhaupt keine Angst vorm Zahnarzt und wurde dann von einem Zahnmediziner so plump behandelt, dass sie von diesem Zeitpunkt an nicht mehr ohne Panik eine Praxis aufsuchen konnte. Sie musste bis zum 40. Lebensjahr warten, bevor sie einen Zahnarzt fand, der einfühlsam mit ihr umging.
Daniel hat erkannt, dass seine Zahnarztangst erheblichen negativen Einfluss auf sein Leben nimmt. Bei ihm war es weniger die Angst als vielmehr die Scham, die ihm das Leben schwergemacht hat. Er traute sich kaum noch unter Leute, weil ihm seine Zähne peinlich waren. Nachdem er sich aufgerafft hatte, zu einem feinfühligen Zahnarzt zu gehen, hat er ein völlig neues Lebensgefühl.
Bei Andrea liegt ein Teil des Problems in der Kommunikation. Oder besser: in der fehlenden Kommunikation. Sie hatte als junges Mädchen einen Zahnarztbesuch, der eine umfangreiche Behandlung zur Folge hatte. Doch reden wollte darüber niemand mit ihr.
Nachrichten
Wer Patienten mit Dentalphobie verstehen will, muss sich zunächst von zahlreichen eigenen Einschätzungen und Einstellungen verabschieden. Denn die Wahrnehmung von Menschen mit Zahnarztangst ist eine andere. Wer das weiß, ist einen großen Schritt weiter – und wird die Spritze mit neuen Augen betrachten.
Der Zahnarztbesuch ist immer wieder so ein Thema. Während die eine Personengruppe sich auf den Behandlungsstuhl setzt, als würde sie in einem Kinosessel Platz nehmen, bekommt die andere schon Panik, wenn sie auch nur an den Geruch einer Praxis denkt. Eine russische Künstlerin möchte auf das Thema Zahnhygiene aufmerksam machen und hat dazu sehr eigenwillige Skulpturen entworfen.