Zahnarztangst: Ohne Hilfe kaum zu meistern

Was Hänschen nicht lernt …
… lernt Hans nimmermehr. So viel zur Redensart, die an sich nicht falsch ist. Das zeigt auch, dass Zahnarzt (Dentalphobie) meist in den Kindertagen entsteht. Und wenn sie sich erst einmal in der Psyche eines Menschen festgesetzt hat, wird es schwer, ihr später effektiv zu begegnen. Studien und Umfragen haben gezeigt, dass starke Zahnarztangst meist in traumatischen Erlebnisse begründet ist, die aus ängstlichen Kindern panische Erwachsene machen.
Wenn aus Hänschens Problem nicht das von Hans werden soll, muss der kleine Junge (oder das Mädchen, versteht sich) schon möglichst früh an den Zahnarztbesuch herangeführt werden. Dabei sollten Eltern selbst möglichst entspannt sein und das dem Nachwuchs auch zeigen. Übertreiben sollten sie diese Entspannung aber nicht, denn etwa Aussagen wie „Das tut auch gar nicht weh“, sind mehr als kontraproduktiv. Sie zerstören nicht nur den Glauben des Kindes an eine schmerzfreie Behandlung, sondern gleichsam das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Eltern.
Von der Notwendigkeit eines spezialisierten Zahnarztes
Zahnärzte, die meinen, schon „irgendwie“ mit der Angst ihrer Patienten klarzukommen, irren sich regelmäßig. Diese Fehleinschätzung gibt reichlich Auskunft darüber, wo der „Hase im Pfeffer“ liegt. Denn die beste zahnärztliche Ausbildung führt nun einmal nicht automatisch dazu, dass damit ein besonderes Maß an Empathie und Verständnis einhergeht. Auf Zahnarztangst spezialisierte Zahnärzte befassen sich mit der Angst der Patienten beinahe so intensiv wie mit der eigentlichen Zahnproblematik. Das ist äußerst wichtig, und ein Zahnarzt, der diese Grundproblematik erkennt, hat sich seinen ängstlichen Patienten bereits einen gewaltigen Schritt genähert.
Es muss nicht immer Vollnarkose sein
Ist der Gesamtzustand des Patienten an einem gewissen Punkt angekommen, hilft tatsächlich nur noch die Vollnarkose. Nachdem jahrelang kein Zahnarzt aufgesucht wurde, geht die Behandlungen meist in Richtung Komplettsanierung des Gebisses, das ist bei Patienten mit einer Dentalphobie dann ohne Tiefschlaf kaum noch möglich.
Doch es kann auch anders gehen. Ist der Zustand der Zähne beispielsweise noch nicht als desaströs zu bezeichnen oder hat der Patient schon therapeutische Hilfe in Anspruch genommen, ist auch eine Behandlung ohne Vollnarkose denkbar – selbstverständlich nach vorheriger Absprache mit dem Patienten.
Möglich ist die Behandlung mit Lachgas, im Zustand des Dämmerschlafs oder auch mit Hilfe von Hypnose. Die Varianten der unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten sind zahlreich, weswegen es umso wichtiger ist, dass der Zahnarzt damit vertraut ist.
Fazit: Selbst, wenn bei Hänschen eine Menge schiefgelaufen ist, Hans kann dennoch gerettet werden.
Erfahrungsberichte
Ein Mann erzählt, dass ihm im Jugendalter von seinem Zahnarzt verdächtig viele Zähne gezogen wurden. Andere Behandlungsoptionen schienen für den Zahnmediziner keine Option zu sein. Der Betroffene leidet noch heute unter starker Zahnarztangst.
Alexander könnte als klassischer Fall bezeichnet werden. Durch seine Zahnarztangst war er schon jahrelang nicht mehr in einer Praxis. Als er sich dann durchgerungen hat, hatte er das Glück, zu einem Zahnarzt zu kommen, der empathisch auf seine Ängste eingegangen ist und die Behandlung nicht überstürzt hat.
Jana hat bei ihrem Zahnarztbesuch gleich zwei wichtige Erfahrungen gemacht. Zum einen hat sie festgestellt, dass Lachgas seinen Namen nicht der Eigenschaft des Lachens zu verdanken hat. Die beruhigende Wirkung hat sich aber positiv auf die Behandlung ausgewirkt. Und zum anderen ist Jana der festen Überzeugung, dass selbst die besten Methoden wirkungslos sind, wenn der Zahnarzt unsensibel ist.
Bei Max war es sein 50. Geburtstag, der ihn die Entscheidung treffen ließ, nun allen Mut zusammen zu nehmen und einen Zahnarzt aufzusuchen. Belohnt wurde sein Mut nicht, zumindest zunächst nicht. Max musste die Erfahrung machen, dass nicht jede Praxis, die vorgibt, auf Dentalphobie spezialisiert zu sein, das auch wirklich ist. Letztlich fand er aber die Praxis, die mit ihm vorsichtig genug umgehen konnte.
Wenn es ein Vorzeigebeispiel für ein Kindheitstrauma gibt, dann ist Petra sicher die beste Wahl. Sie kannte bis zu ihrem 10. Lebensjahr überhaupt keine Angst vorm Zahnarzt und wurde dann von einem Zahnmediziner so plump behandelt, dass sie von diesem Zeitpunkt an nicht mehr ohne Panik eine Praxis aufsuchen konnte. Sie musste bis zum 40. Lebensjahr warten, bevor sie einen Zahnarzt fand, der einfühlsam mit ihr umging.
Daniel hat erkannt, dass seine Zahnarztangst erheblichen negativen Einfluss auf sein Leben nimmt. Bei ihm war es weniger die Angst als vielmehr die Scham, die ihm das Leben schwergemacht hat. Er traute sich kaum noch unter Leute, weil ihm seine Zähne peinlich waren. Nachdem er sich aufgerafft hatte, zu einem feinfühligen Zahnarzt zu gehen, hat er ein völlig neues Lebensgefühl.
Bei Andrea liegt ein Teil des Problems in der Kommunikation. Oder besser: in der fehlenden Kommunikation. Sie hatte als junges Mädchen einen Zahnarztbesuch, der eine umfangreiche Behandlung zur Folge hatte. Doch reden wollte darüber niemand mit ihr.
Nachrichten
Wer Patienten mit Dentalphobie verstehen will, muss sich zunächst von zahlreichen eigenen Einschätzungen und Einstellungen verabschieden. Denn die Wahrnehmung von Menschen mit Zahnarztangst ist eine andere. Wer das weiß, ist einen großen Schritt weiter – und wird die Spritze mit neuen Augen betrachten.
Der Zahnarztbesuch ist immer wieder so ein Thema. Während die eine Personengruppe sich auf den Behandlungsstuhl setzt, als würde sie in einem Kinosessel Platz nehmen, bekommt die andere schon Panik, wenn sie auch nur an den Geruch einer Praxis denkt. Eine russische Künstlerin möchte auf das Thema Zahnhygiene aufmerksam machen und hat dazu sehr eigenwillige Skulpturen entworfen.